KÜNSTLER-INTERVIEW Patti Kafurke vom 09. Mai 2011



Hallo Patti , ich freue mich, dass Du Dich für ein Interview bereit erklärt hast. Nicht nur die Künstler wollen etwas mehr von Dir wissen, über Deine Arbeit, was Du denkst und fühlst, sondern auch die Kunstinteressierten wollen wissen, wer „hinter den Bildern steht“.

Beginnen wir zunächst mit dem von Dir ausgewählten Eingangsbild. Meine erste Frage: Wie ist dieses Bild entstanden?

Spiegel-Bild "Meer"
Spiegel-Bild "Meer"

 

Nenn’ es Eingebung. Die Idee für die Spiegel-Bilder hat mich, so seltsam es klingen mag, im Schlaf heimgesucht.

 

Gab es für Dich einen bestimmten Grund oder Anlass, dieses Bild zu malen?

 

In dem Moment der Entstehung gab es eigentlich keinen Grund. Erst viele Jahre und Spiegel-Bilder später, lässt sich ein Zusammenhang zu meinem damaligen Leben interpretieren.

Die Spiegel-Bilder sind vordergründig eine Art Handspiegel mit einer inneren und einer äußeren Welt. Beide Welten sind aber immer irgendwie miteinander verbunden. Spiegel-Bild „Meer“ ist zu einer Zeit entstanden, in der ich mit der Sehnsucht nach meiner Heimat in einer anderen Welt gefangen war.

 

Wie lange hast Du für dieses Bild benötigt?

 

Puh, ich glaube, es war so ein Monat…

 

Handelt es sich hier um Dein Lieblingsbild oder welches ist Dein Lieblingsbild, kannst Du uns dies eventuell auch vorstellen?

 

Hätte ich nur ein Lieblingsbild, wären alle anderen traurig. In jedem Bild steckt ein typisches Stück von mir. Doch würde ich zu sehr daran hängen, könnte ich sie schwerlich verkaufen.

Ich zeige Dir mal ein paar:

 

 

Wie bist Du überhaupt zur Kunst gekommen? Ist es erbliche Veranlagung, war es ein bestimmtes Ereignis?

 

Genau, die Gene! *lach* Ich hatte das große Glück in einer sehr musisch veranlagten Familie aufzuwachsen. Meine Eltern haben mich in dieser Hinsicht alles ausprobieren lassen. Selbst meine Schulzeit hat dazu beigetragen, wenn auch nicht immer durch der Lehrer Weisheit.

Jedenfalls bin ich die Einzige aus meiner Familie, die jetzt hauptberuflich brotlos ist *lach*.

 

Hast Du bestimmte Vorbilder bei der Malerei? Und fließt davon etwas bei Dir in Deinen Malstil ein. Kannst Du dies eventuell an einem Beispiel verdeutlichen?

 

Bewusst fällt mir da nur eine direkte Prägung ein: Carl W. Röhrig, der sich erst dem Phantastischen Realismus, später dem Phantastischen Naturalismus zuordnen lässt.

Von einigen Kunstwissenden wurden meine Arbeiten, wie „Gezeiten“, schon Größen wie Dali zugeschrieben. Das fand ich ja lieb, wenn auch vermessen. Aber offensichtlich habe ich einen Hang zum Surrealen – in vielerlei Hinsicht ;-)

 

Gezeiten
Gezeiten

 

Beschreibe doch Deinen Malstil etwas genauer. Welche Farbsorten verwendest Du am liebsten, welchen Untergrund, wie gehst Du an die Entstehung eines Werkes ran?

 

Pastellkreide ist mein liebstes Medium. Aber ich verwende auch andere Materialien für z.B. Akzente.

Dazu habe ich ein paar Untergründe ausprobiert, denn das eigentlich für Kreide vorgesehene lag mir nicht. Schließlich bin ich an stärkerem (ca. 300 g) Papier hängen geblieben.

Ich benutze die Kreide auch nicht in Stiftform, sondern als Stück. Meine Finger sind dann die „Pinsel“, denn ich brauche den direkten Kontakt zum Bild. Durch das Verwischen mit den Fingern werden meine Arbeiten erst zu richtigen Unikaten und ich male kein Bild zweimal.

 

Allein, aber nicht einsam
Allein, aber nicht einsam

 

Der Leser würde sicherlich gerne wissen, wo Du Deine Inspirationen für das Malen hernimmst.

 

Meine Inspiration ziehe ich aus allem, was mir begegnet. Da es mir an Phantasie noch nie gemangelt hat, bilden sich vor meinem inneren Auge schon mal die skurrilsten Kompositionen und meine Hände arbeiten dann nach der „geistigen Arbeit“, ohne, dass ich weiter darüber nachdenke. Vom Ergebnis bin ich oft selbst überrascht.

 

Und wo malst Du? Hast Du ein eigenes Atelier?

 

Derzeit arbeite ich noch in unserem sehr hellen und großen Wohnzimmer. Aber der Platz für ein Atelier und einen Präsentationsraum ist gleich nebenan. Mein Mann und ich haben uns einen Resthof gekauft und Stall und Heuboden eignen sich besonders gut… leider müssen wir noch viel daran tun und das dauert eben so seine Zeit. Trotzdem kann man mich besuchen und sich etwas zeigen lassen.

 

Gibt es bestimmte Themenbereiche, die Du immer wieder in der Malerei aufgreifst? Oder gibt es Zeitabschnitte, in denen Du bestimmte Themen bevorzugst oder bevorzugt hast?

 

Meine Heimat ist immer ein Thema – das bedeutet Meer und mehr *lach* Da, wo ich wohne, lebt man am besten mit der Natur und den Jahreszeiten. Das geht wie von selbst und deswegen hat es auch einen großen Einfluss auf mich.

 

Spiegel-Bild "Pause"
Spiegel-Bild "Pause"

 

Beeinflusst Dich die Umwelt, politische oder soziale Themen bei der Malerei oder ähnliches, oder versuchst Du mit der Malerei ein Freiraum der Entspannung, des Abschaltens zu schaffen?

 

Eigentlich ist mein Tenor: Jenseits des Alltags – Kunst für die Seele. Das klingt nach „Pling“, isses aber nicht *grins*. Mir ist aufgefallen, dass die meisten Menschen durch’s Leben hetzen und dabei die Schönheit übersehen. Pause machen und sich einfach mal ein paar Minuten auf etwas anderes besinnen. Andererseits greife ich auch immer gerne gesellschaftskritische Aspekte auf – und die noch deutlicher in meinen Kurzgeschichten.

 

Es heißt immer wieder, Künstler wären Chaoten. Gerne wird dabei auf die Bilder aus Ateliers verwiesen, wo scheinbar niemand mehr etwas finden kann. Wie steht es bei Dir damit?

 

OOOh, ich bin die Ordnung in Person *lach* Nein, mal im Ernst. Ich glaube, auch zum Malen gehört Disziplin und wenn man, wie ich, lange wenig eigenen Platz hatte, dann ist es für ein harmonisches Zusammenleben schon wichtig, seinen Kram nicht immer und überall herumliegen zu lassen. Aber wenn ich erstmal mein Atelier fertig habe… na wer weiß, ob ich das nicht gnadenlos ausnutze ;-)

 

Gefallen
Gefallen

 

Hast Du noch Zeit zu lesen oder Musik zu hören?

Ich lese alles, was ich muss – Rechnungen, E-Mails, und jeden Abend ein bisschen Belletristik zum Einschlafen. Musik ist ein gaaanz wichtiges Thema bei mir. Manchmal kann ich ohne Musik nicht arbeiten. Still ist es demnach eher selten bei mir, kommt aber auch vor, z.B. wenn ich draußen bin. Dann ist die Natur laut genug.

 

Was sind Deine Lieblingsautoren?

 

Kari Köster-Lösche und Barbara Wood lese ich immer gerne. Ansonsten gilt auch hier: Alles, was mich anmacht.

 

Und wessen oder welche Musik hörst Du am liebsten?

 

Meine absoluten Entspannungsgenre sind Punkrock, Indie und Alternative – da staunst, was? *lach* Ich kann auch anders. Je nach Tagesform ist es auch mal Irish Folk, Klassik und so Kommerzielles. Also ziemlich breit gefächert.

Frag’ mich mal lieber, wovon ich Ohrenbluten bekomme…

 

Kunst ist zwar nicht koku, aber koku steht auch für Kunst. Wie bist Du zu koku gekommen ?

 

Lisa hat mich genötigt *duckundwech* im Ernst, ich bin von der lieben Lisa eingeladen worden und nu hat se mich anner Backe!

 

Bei koku2012 wird es auch Musik und Lesungen geben. Wirst Du selbst anwesend sein und ausstellen oder virtuell ausstellen?

 

Na ich hoffe doch mal schwer, dass ich persönlich werde anwesend sein können. Aber wie das so ist, der Mensch denkt und Gott lenkt. Aber wollen wir doch mal das Beste hoffen, gell?!

 

Was hältst Du von der Idee, ein Künstlerfestival über eine ganze Region zu veranstalten und - wenn Du teilnimmst - was erwartest Du davon und dort ?

 

Natürlich erwarte ich Reichtum, Ruhm und Ehre… und vielleicht kann ich auch ein Bild verkaufen *lach*

Ich finde die Idee prinzipiell großartig, sonst würde ich ja nicht teilnehmen wollen. Und ich hoffe, dass viele Besucher dieses Großraumevent zum Anlass nehmen und viel sehen und hören wollen. Für mich persönlich ist es eine Chance, weiter überregional bekannt zu werden und dann noch – gaaanz wichtig – den anonymen Internetgestalten ein Gesicht geben zu können. Das ist für mich das eigentliche Event. Ich bin ja soooo gespannt… *hopsherum*

 

Nun haben wir schon vieles von Dir gehört. Kannst Du uns noch etwas mehr von Dir selbst berichten?

 

Ach weißt Du, dass soll mal für den Moment gut sein. Schließlich sollen sich die Leute selbst ein Urteil über mich bilden und nicht meine geschönte Selbsteinschätzung lesen *zwinker*

 

Was erhoffst Du Dir von der Zukunft und welche Pläne hast Du selbst geschmiedet?

 

Ich würde gerne von dieser Brotlosigkeit der Kunst weg. Weißt Du, immer nur Steak und Lachs sind auf Dauer echt öde. Dann möchte ich natürlich gerne endlich meine Kurzgeschichten in einem Buch verpackt sehen, in meinem Superduper-Wahnsinns-Atelier mit meinem irgendwann reparierten Saxophon Krach machen und mit vielen netten Feuerwehrkameraden und Kunstinteressierten in den tollen Räumen meiner Galerie einen gediegenen Whiskey schlürfen.

Außerdem bin ich für den Weltfrieden und schärfere Strafen für Wiederholungstäter… upps, das war der falsche Film *kicher* Und vielleicht will ich einfach auch nur ein zufriedenes, gesundes Leben mit meinem Liebsten führen - was auch immer dazu gehört, das zu erreichen. Ich finde, das ist doch schon mal ein guter Plan, alles andere wird sich beizeiten finden.

 

Gibt es ein Motto oder eine Lebensweisheit bei Dir?

 

Na, da gibt es einige. Aktuell ist bei mir gerade: Das Leben ist zu kurz, um sich zu ärgern und Sterben kann jeder – die Kunst ist, zu leben!

 

Worauf kommt es Dir im Leben an?

 

Dass ich weiß, wer ich bin, mich nicht oder möglichst wenig verbiege und das Leben genieße. Dafür dankbar zu sein und bescheiden zu bleiben.

 

Moor der Träume
Moor der Träume

 

Nun noch einmal zur Kunst und zu Dir. Wo kann man Deine Werke sehen – und hier darfst Du ruhig auch durch Angabe z.B. eines Internetportals „Schleichwerbung“ machen.

 

Fein, ich schleiche… Also, liebe Leute, besucht mich doch mal auf meiner Internetseite http://www.pattiarts.net und wenn ihr in der Nähe seid (z.B. ein Sylturlaub), dann lasst euch doch mal blicken – aber bitte, ruft vorher kurz an, denn ein Weg umsonst wäre doch schade.

 

Kann sich ein Interessent an Dich wenden, wenn er ein Original kaufen will?

 

Na selbstredend – ich bitte darum.

 

Fällt es Dir schwer, Dich von Originalen zu trennen?

 

Das wäre übel, dann hätte ich ein Verkaufsproblem – aber toi toi toi, bisher hat es gut geklappt und meine „Wegbegleiter“ sind in gute Hände gekommen.

 

Daemmerung
Daemmerung

 

Ich denke, der Leser hat nun einen Eindruck von Dir gewonnen und kann Deine Bilder auch besser verstehen. Vielleicht hast Du aber noch etwas für den Leser mitzuteilen?

 

Jup!

Lasst euch bloß vom Schein nicht trügen,

denn auch Scheine können lügen.

Besser ist’s, ihr trefft mich selbst,

ich zeige euch dann, was euch gefällt.

Bin sicher schon mal derb im Ton,

doch wer mich kennt, der weiß das schon.

Hab’ doch auch Charme und ich bin ehrlich,

wer zu mir kommt, lebt nicht gefährlich.

Ich beiß’ nicht oft, will meist nur spielen,

wer mich besucht, der kann das fühlen.

Meine Ich’s laden daher jeden ein,

er könnt’ eine Bereicherung sein.

 

Doch nun ist Schluss, genug gesagt,

sonst kommt hier keiner ausm Quark!

 

Ich darf mich bei Dir für das Interview bedanken und wünsche Dir weiter viel Freude und Erfolg bei der Kunst.

 

Büdde schön und gern geschehen und danke für eure Mühe – es hat Spaß gemacht. Das sollten wir bei Gelegenheit mal wiederholen ;-)

 

Strandkorb
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