Hallo Heidi, ich freue mich, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit koku nimmst. Nicht nur die Künstler wollen etwas mehr von Dir wissen, über Deine Arbeit, was Du denkst und fühlst, sondern auch die Kunstinteressierten wollen wissen, wer „hinter den Werken steht“.
Beginnen wir zunächst mit dem von Dir ausgewählten Eingangsbild.
Meine erste Frage: Wie ist dieses Bild entstanden? Stammt es von Dir oder hast Du Vorgaben dafür gemacht?
Das Bild ist zufällig nach einer erfolgreichen öffentlichen Lesung entstanden.
Es zeigt meine Freude über den großen Zuhörerkreis und die Resonanz, die ich aus der Lesung mitnehmen konnte.
Gab es einen Anlass bzw. Anlässe für Deine Geschichten oder woher nimmst Du den Stoff?
Meine Buchinhalte sind "aus dem Leben" genommen mit überwiegend authentischem Charakter.
Durch den Wiedererkennungswert der Ereignisse können sich zahlreiche Menschen damit identifizieren. Das baut eine Brücke zwischen dem Leser bzw. Zuhörer zu mir und
führt in der Folge zu Zustimmung und zum Nachdenken über eigene Erlebnisse.
Wie lange schreibst Du an einem Buch?
Die Inhalte meiner Bücher sind Teil meines Lebens, sodass sie von mir nicht erst erdacht oder konstruiert werden müssen.
Das Strukturieren, Verfremden bzw. Verallgemeinern persönlicher Erlebnisse und das Schreiben mit Korrekturen dauern ca. 3-6 Monate. Manchmal arbeite ich parallel an
mehreren Manuskripten.
Welches Deiner Werke ist Dein Lieblingsbuch?
Mein Lieblingsbuch ist immer das jeweils letzte entstandene Buch, weil ich darin persönliche Eindrücke wieder erlebt habe und mich mit dem Abschluss darüber freue, sie mitteilen zu können.
Wie bist Du überhaupt zur Schriftstellerei gekommen? Ist es erbliche Veranlagung, war es ein bestimmtes Ereignis ?
Mein Vater hat Philosophie, Philologie und Theologie studiert, darin promoviert und mich durch seine Arbeit im Lehrfach geprägt. Während seiner Lehrtätigkeit hat er
zahlreiche Arbeiten in Zeitungen und im Rundfunk veröffentlicht.
Ich habe schon während meiner Schulzeit immer sehr gerne gelesen und geschrieben.
Nach meiner Pensionierung als Lehrerin wollte ich meine gewonnene freie Zeit möglichst sinnvoll gestalten. So habe ich begonnen, Bücher zu schreiben.
Außerdem trage ich als ehrenamtliche Vorlesepatin der "Stiftung Lesen" dazu bei, dass das Interesse für die Literatur verstärkt wird.
Kunst ist zwar nicht koku, aber koku steht auch für Kunst. Wie bist Du zu koku gekommen?
Im Internet wurde darüber berichtet, das hat mein Interesse geweckt und mich zur Teilnahme angeregt.
Hast Du bestimmte Vorbilder in der älteren oder neueren Literatur?
Nein. In meiner Arbeit versuche ich, unabhängig von fremden Eindrücken zu schreiben.
Fließt davon etwas bei Dir in Schreibstil oder auch in den Inhalt Deiner Werke ein und kannst Du dies eventuell an einem Beispiel verdeutlichen?
Nein.
Beschreibe doch Deinen Schreibstil etwas genauer.
Mein Schreibstil: Protagonisten in Ich-Form, spritzig, lebhaft, locker, frech, selbstbewusst und selbstironisch.
Ich beschreibe Ereignisse aus meiner Umgebung, an die ich mich wegen ihrer Besonderheit erinnere. Dabei hebe ich positive und negative Elemente so hervor, dass sie betont wirken und erzeuge damit "Höhen" und "Tiefen", die auffallen. Durch den alltäglichen Charakter der Ereignisse, den ich mit dieser Art von Hervorhebungen gestalte, werden Interesse und Neugier der Leser sehr stark angesprochen. Viele Leser haben mir berichtet, dass sie meine Bücher "an einem Stück lesen mussten". Eine Leserin hat mir geschrieben, dass sie beim Lesen "Angst" hatte, dass sie mit jeder Seite dem Ende des Buches näher käme.
Die Leserin kann ich verstehen. So geht es mir auch, wenn mir ein Buch besonders gut gefällt: Zwar will ich auch das Ende wissen, wäre mir aber auch die "unendliche Geschichte" lieber.
Wo entstehen Deine Werke?
Auf meinem Notebook - zuhause und auf Reisen.
Gibt es bestimmte Themenbereiche, zu denen Du Dich besonders hingezogen fühlst?
Es sind immer Themen und Szenen aus dem Leben, die mir besonders aufgefallen sind, z. B. die Entwicklung von Kindern, das Zusammenleben mit Erwachsenen und Tieren, Veränderungen im Lebensablauf, die Kommunikation mit der Umgebung, besondere Lebensabschnitte.
Beeinflusst Dich die Umwelt, politische oder soziale Themen bei der Schriftstellerei, oder versuchst Du mit der Schriftstellerei einen Freiraum der Entspannung , des Abschaltens zu schaffen?
Ich schreibe nicht über aktuelle Ereignisse der Weltgeschichte sondern über erlebte Ereignisse, von denen ich annehme, dass sie von anderen Menschen als Teil ihres
Lebens erkannt werden.
Dabei werden kommunikative und soziale Aspekte so verarbeitet, dass Leser ihren Wert erkennen und akzeptieren.
Schreiben ist für mich einerseits die Gestaltung meines persönlichen Freiraums und andererseits die angespannte Auseinandersetzung mit dem Leben.
Es heißt immer wieder, Künstler wären Chaoten. Gerne wird dabei auf die Bilder aus Ateliers verwiesen, wo scheinbar niemand mehr etwas finden kann. Nun gilt dies wohl vornehmlich für die malende Zunft; gleichwohl die Frage an Dich: Wie steht es bei Dir damit? Liegt Konzeptpapier zerstreut herum usw.?
Neben meinem Nachttisch liegt ein Klemmbrett, auf dem ich nachts Stichwörter zu wichtigen Ereignissen notiere, über die ich schreiben will. Das daraus entstehende Stichwortkonzept eines Manuskriptes sieht nach einigen Wochen auf einem DIN-A4 Blatt aus wie der chaotische Spickzettel eines Schülers, auf dem scheinbar wahllos ungeordnet Textfetzen stehen, die nur der Erzeuger in einen Zusammenhang bringen kann.
Sehr schön beschrieben, es erinnert mich an meine eigenen Notizen. - Schreibst Du Deine Werke direkt am Computer, noch auf der guten alten Schreibmaschine oder - jedenfalls im Manuskript - auf Papier?
Ich schreibe auf einem technisch aktuellen Notebook mit Microsoft Word.
Entwickeln sich Deine Geschichten während Du schreibst oder hast Du von Anbeginn an ein klares Konzept (gar eventuell eine Gliederung)?
Aus meinem oben beschriebenen chaotischen DIN A4 Blatt entstehen beim Schreiben die Zusammenhänge, Abläufe und Strukturen des Manuskriptes. Auf eine Gliederung im klassischen Sinn z. B. wie bei der Aufsatzschulung verzichte ich, denn der inhaltliche Fluss entsteht vor meinem geistigen Auge beim Schreiben.
Notierst Du Dir Gedanken zur Geschichte, die Dir eventuell beim Schreiben einfallen aber thematisch noch nicht passend sind, auf einem Papier um sie später zu erinnern?
Ja, das habe ich oben beschrieben (Klemmbrett).
Was machst Du beruflich?
Ich war nach meinem Pädagogikstudium seit 1967 Grundschullehrerin und bin seit einigen Jahren im Ruhestand.
Ist die Schriftstellerei für Dich neben der beruflichen Tätigkeit Entspannung oder quasi ein zweiter Beruf?
Es ist für mich wie ein zweiter Beruf, jedoch mit einer neuen Art von Anspannung.
Hast Du noch Zeit zu lesen (oder auch Lust Literatur Dritter zu lesen) oder Musik zu hören?
Meine Zeit zum Lesen ist stark eingeschränkt durch Schreibaktivitäten und häufige Einsätze als Vorlesepatin der "Stiftung Lesen" mit bis zu 100 Terminen jährlich.
Was sind Deine Lieblingsautoren?
Ich habe keine Lieblingsautoren im engeren Sinn.
Allerdings habe ich neben deutschen und nordischen Märchen und Sagen des klassischen Altertums auch gerne Bücher z. B. von Astrid Lindgren und Thomas Mann
gelesen.
Und wessen oder welche Musik hörst Du am liebsten?
Gerne höre ich leichte Musik, z. B. von Helene Fischer und Udo Jürgens.
Außerdem gefallen mir Songs aus der Countrymusik von Neil Diamond und Shanaia Twain sehr gut.
Hast Du einen Lieblingsmaler, gegebenenfalls wen.
Nein.
Bei koku2012 2012 wird es auch Musik und Lesungen geben. Wirst Du selbst anwesend sein und ausstellen bzw. „lesen“?
Ich möchte gerne selbst lesen - aus meinen Büchern.
Was hältst Du von der Idee, ein Künstlerfestival über eine ganze Region zu veranstalten und - wenn Du teilnimmst - was erwartest Du davon und dort?
Die Idee koku finde ich großartig, an vielen Orten gleichzeitig die Hauptrichtungen der Kunst zu präsentieren mit
Künstlern, die überwiegend am Anfang ihrer Entwicklung stehen und durch koku mit der Öffentlichkeit und untereinander kommunizieren können.
Besonders gut finde ich die ehrenamtliche Form, in der koku2012 geplant ist.
Nun haben wir schon vieles von Dir gehört. Aber vielleicht kannst Du noch etwas persönliches von Dir berichten.
Aktuell habe ich mich über neue Verlagsverträge gefreut, mit denen zwei Manuskripte von mir vertraglich gesichert wurden: ein Frauenroman und ein
Kinderbuch.
Details darüber kann ich nach der Druckfreigabe berichten.
Was erhoffst Du Dir von der Zukunft und welche Pläne hast Du selbst geschmiedet?
Ich habe keine besonderen materiellen Ziele, möchte mit meiner Familie gesund alt werden und mit weiteren Büchern LeserInnen gewinnen, die sich über meine Bücher freuen.
Gibt es ein Motto oder eine Lebensweisheit bei Dir?
Ich habe für mich und meine Arbeit das Motto geprägt "Schreiben und Lesen bringen Menschen zusammen ..."
Schreiben drückt Denken aus, Lesen verarbeitet es – so verstehen Menschen die Gedanken anderer und treten in eine geistige Beziehung ein.
Worauf kommt es Dir im Leben an?
Ich halte die soziale kommunikative Gestaltung des Zusammenlebens von Menschen für besonders wichtig. Dazu möchte ich mit meinen Büchern beitragen.
Kann sich ein Leser oder auch potentieller Leser an Dich wenden?
Ja, sehr gerne, über meine Homepage www.busch-manzel.de
Signierst Du auf Wunsch auch Deine Bücher?
Ja, auf Wunsch auch mit besonderem Text.
Ich denke, der Leser hat nun einen Eindruck von Dir gewonnen und kann Deine Werke auch besser verstehen und hat insbesondere Gefallen an ihnen gefunden. Vielleicht hast Du aber noch etwas für den Leser mitzuteilen?
Wenn meine Bücher bei LeserInnen die Erinnerung an eigene Erlebnisse wecken und zum Nachdenken anregen, würde ich mich sehr freuen.
Ich darf mich bei Dir für das Interview bedanken und wünsche Dir weiter viel Freude und Erfolg bei der Schriftstellerei.